Zur geplanten Streichung der Einspeisevergütung für private Photovoltaik-Anlagen

Zu der geplanten Streichung der Einspeisevergütung nimmt der energiepolitische
Sprecher des Kreisverbandes TF Dipl.-Ing. Elektrotechnik Jens Pohl wie folgt Stellung:

Die Erfolgsgeschichte der PV-Anlagen auf deutschen Dächern ist ganz entscheidend durch die EEG-Vergütung geprägt. Sie ist 2000 von der Rot-Grünen Bundesregierung geschaffen worden, um private Einspeise-Anlagen an das öffentliche Netz anschließen zu können und eine einfache Möglichkeit zu schaffen, dem Anlagenbetreiber die eingespeiste Energie zu vergüten. Die Vergütungssätze richten sich nach dem Jahr der Inbetriebnahme der Anlage und werden für 20 Jahre bezahlt.

Die sehr hohen Vergütungen in den ersten Jahren machten es wirtschaftlicher, alles zu verkaufen, anstatt selbst zu nutzen. Inzwischen rechnen sich die Anlagen eher durch den Eigenverbrauch. Dennoch ist die EEG-Vergütung weiterhin ein entscheidender Punkt für die Dimensionierung der Anlage: Eine Anlage, die das ganze Dach belegt wird dadurch nicht unwirtschaftlicher als eine Anlage, die nur auf den momentanen Eigenverbrauch ausgelegt ist.

Die größere Anlage macht volkswirtschaftlich Sinn, da von dem günstig erzeugten Strom auch alle anderen Verbraucher profitieren (alle fossilen Energieträger sind teurer, Atom sowieso) und weniger fossile Energieträger verbrannt werden müssen und damit CO2 eingespart werden kann.

Bereits der letzte CDU-Wirtschaftsminister Altmaier hatte die EEG-Vergütung so stark gesenkt, dass der Ausbau der Erneuerbaren einbrach und unnötig fossile Brennstoffe verbrannt wurden.

Der Boom der PV-Anlagen wurde erst wieder durch den Lieferstopp von russischem Gas ausgelöst, da viele zu Recht Angst hatten, im ungeheizten Haus sitzen zu müssen. Die jetzige CDU-Wirtschaftsministerin Katharina Reiche möchte nun diese EEG-Vergütung für neue PV-Anlagen ganz streichen.

Warum ist es für konservative Regierungen ein Problem eingespeiste Energie zu vergüten?
Einerseits ist der Handel mit fossilen Brennstoffen ein so großes Geschäft, dass es unrealistisch wäre anzunehmen, dass sich die Energie-Konzerne und Öl und Gas exportierenden Länder kampflos das Geschäftsmodell kaputt machen lassen würden. Andererseits gibt es auch ein echtes technisches Problem im Netz, wenn an sonnigen Tagen mittags alle Heim-Speicher voll sind und die PV-Anlagen gnadenlos alles ins Netz einspeisen, da die Netzbetreiber sie nicht steuern können.

Das Problem hat Robert Habeck schon mit den Smart-Metern und flexiblen Stromtarifen angefangen zu lösen (wenn zu viel da ist, wird es billig, so dass viele mehr verbrauchen und es wieder passt), was aber noch nicht flächendeckend funktioniert.

Einfacher ist es, dafür zu sorgen, dass das Einspeisen für PV-Anlagen unattraktiv ist, weil es nicht vergütet wird und die Betreiber lieber die Anlage ab regeln als Strom zu verschenken. Seinen überschüssigen Strom selbst zu verkaufen, die Direktvermarktung, wie bei großen Anlagen, scheitert daran, dass die Energiemenge einer privaten Anlage für die Händler uninteressant ist.

Wirtschaftlich werden PV-Anlagen auf Haus-Dächern zwar bleiben, sie werden aber anders aufgebaut werden. Um nichts einzuspeisen und alles selbst zu verbrauchen, werden weniger Module aufs Dach gebaut werden und riesige Akku-Speicher verwendet werden. Der Gedanke, die Energie solidarisch zu nutzen, wird sich wandeln zum egoistischen Energie-Hamstern.

Allgemein wird dadurch der Strompreis steigen, wenn weniger günstige PV-Energie ins Netz gelangt. Dies trifft besonders diejenigen, die kein eigenes Dach haben, um sich selbst zu versorgen. Wer schon eine PV-Anlage hat, ist insofern betroffen, dass er nach 20 Jahren auch keine Vergütung mehr bekommen wird.

Bei den Anlagen, die jetzt schon 20 Jahre gelaufen sind, wird oft auf Eigenverbrauch umgebaut, in Kombination mit einem Akku-Speicher. Sie fallen dann für die Einspeisung ins öffentliche Netz weg. Da sie meist relativ klein sind, ist das im Moment nicht tragisch. Relevant wird es, wenn die vielen größeren jetzt installierten Anlagen nach 20 Jahren nicht mehr einspeisen würden.

Katharina Reiche wird mit dem Streichen der EEG-Vergütung nicht nur den Ausbau der Erneuerbaren bremsen, die Klimaziele noch deutlicher verfehlen und durch die höheren Stromkosten Mieter stärker belasten.

Was kannst Du tun?

Neben Briefen und Mails an unsere Bundestagsabgeordneten kann man mitdiskutieren, z. B. am 21.08.2025 in Ludwigsfelde bei einer Gesprächsrunde mit Michael Kellner (https://gruene-ludwigsfelde.de/aktuelles/gestalte-die-energiewende-mit-michael-kellner).

Fridays for Future lädt zum nächsten Klimastreik am 20.09.2025 ein. Dort können wir gegen die ersten 100 Tage von Merz und Gas-Kathi protestieren.

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